Warum ein neuer Flachbrunnen keine Alternative ist.

Was ist der Unterschied zwischen einem Tiefbrunnen und einem Flachbrunnen. Ganz einfach erklärt, der Flachbrunnen entnimmt das Wasser aus der obersten wasserführenden Schicht, während ein Tiefbrunnen das Wasser aus der 2. oder 3. wasserführenden Schicht entnimmt. Flachbrunnen bezeichnet man im Sprachgebrauch auch als Quartärbrunnen und Tiefbrunnen als Tertiärbrunnen (Quartal und Tertiär bezeichnen das  Erdzeitalter in dem die wasserführenden Erdschichten entstanden). Der große Unterschied der beiden Wasserarten ist deren Alter, Reinheit und Erneuerungsrate. Während das Wasser aus den Flachbrunnen nur oft wenige Jahre alt ist, sich schnell erneuert und oft durch Schadstoffe verunreinigt ist, ist Tiefenwasser oft mehrer Jahrzehnte bis Jahrhunderte oder noch älter, ist nicht z.B. mit Nitrat belastet und erneuert sich nur sehr langsam.

Bei unserem Brunnen, kann man davon ausgehen, dass es sich um Mischwasser aus jüngerem und älterem Grundwasser handelt. 

 

Nachfolgend sind die Argumente aufgeführt die gegen den Bau von Flachbrunnen als Alternative zum Tiefbrunnen sprechen: 

3. Alternativprüfungen: Flachbrunnen recht und links der Isar

Im Nachgang zum Antrag der Gemeinde vom 27.5.2016 zur Entnahmen, Zutagefördern und Ableiten von Grundwasser aus einem Brunnen im Bereich des Grundstückes FlNr. 151 der Gemarkung Niederpöring für die öffentliche Wasserversorgung der Gemeinde Oberpöring.wurde von der Firma Geoplan im Auftrag der Gemeinde Oberpöring die Alternativprüfung Nr. P1610077 angefertigt und mit Datum vom 24.7.2017 an das Wasserwirtschaftsamt und das Landratsamt zur Prüfung weitergeleitet. Diese umfang- reiche Alternativprüfung wurde vom WWA Deggendorf mit Schreiben vom 2.6.16 gefordert.

Die durchgeführten Alternativprüfungen hinsichtlich der Errichtung von Flachbrunnen im Bereich rechts der Isar (auf der Flur im Unterberg zwischen Kindergarten und Recyclinghof) und links der Isar (dort wurden mehrere Standorte ins Auge gefasst) hatten zum Ergebnis, dass die Wasserqualität erhebliche Mängel aufweist. Wie umfangreiche Laboruntersuchungen zeigen, wird am Standort rechts der Isar der Grenzwert für Mangan um das 10-fache überschritten. Links der Isar ergeben die Laborwerte ein noch schlechteres Bild für die Wasserqualität- Die Grenzwerte für Eisen, Mangan werden um das 10-fache überschritten, der Grenzwert für die Trübung um das 7-fache und der Richtwert für TOC um das 2,5 fache. Gerade der hohe Wert für TOC weißt auf organische und bakteriologische Verunreinigung im Grundwasser hin und machen das Wasser unge- eignet für die Trinkwasserversorgung. In der Stellungnahme des BUND, Kreisgruppe Deggendorf wird zwar ein Flachbrunnen im Bereich links der Isar stark favorisiert und es wird in dieser Stellungnahme vor allem die Vorteile des geplanten Ersatzfließgewässers hinsichtlich der Verbesserung der Wasserqualität hervorgehoben. Ein Beweis für diese Hypothese wird leider nicht gebracht. Mit allgemeinen Hinweisen zu möglichen chemi- schen Reaktionen (natürliche Oxidation von Mangan und Eisen durch eine dynamischeres Grundwasser) läßt sich leider keine verläßliche Planung hinsichtlich einer Wasserauf- bereitungsanlage durchführen. Zu Bedenken ist auch, dass durch die dynamische Steuerung des Ersatzfließgewässer bei einem Hochwasser der Isar deutlich mehr Wasser ausgeleitet wird und es in den Bereichen links der Isar dann auch zu großflächigen Überschwemmungen kommt. Bei einem Brunnen in diesem Überschwemmungbereich wäre dann mit einem massiven Eintrag von Bakterien und anderen organischen Schad- stoffen zu rechnen, die einen Betrieb des Flachbrunnen trotz Aufbereitung nicht zulassen würde. Die Wasserversorgung der Gemeinde Oberpöring wäre dann für Tage oder Wochen unterbrochen. 

Nachdem im Gemeindebereich Oberpöringermoos bis zum Jahr 2018 die Wasserver- sorgung aus Hausbrunnen bewerkstelligt wurde liegen sehr gute Erfahrungswerte vor. Noch Mitte der 90-iger Jahre wurde der angeboten Anschluss an die zentrale Wasser- versorgung der Gemeinde von den Haushalten im Oberpöringermoos abgelehnt und auf ihre gut funktionierenden Hausbrunnen verwiesen. 20 Jahre später hat sich dann die Lage deutlich verändert. Trotz des teilweisen Installation von Anlagen zur Wasseraufbereitung (Eisen- und Nitratreduzierung, Ultrafiltrations- und Chlorierungs-anlagen) wurde die Wasserqualität der Hausbrunnen immer schlechter und war teilweise nicht mehr als Trinkwasser geeignet. Im Jahr 2018 wurde dann das Gemeindegebiet Oberpöringermoos an die zentrale Wasserversorgung der Gemeinde angeschlossen. Es zeigt sich sehr deutlich, dass die Wasserqualität links der Isar sehr viel schlechter geworden ist. Vor allem organische und bakterielle Einträge in das Grundwasser haben deutlich zugenommen und verhindern eine Nutzung als Trinkwasser trotz Wasseraufbereitung. Ob hier, wie in der Stellungnahme vom BUND, Kreisgruppe Deggendorf in ihrer vorgeschlagene Standort- verschiebung eine Besserung erzielt, wird aufgrund der Erfahrungswerte mit den Haus- brunnen im Oberpöringermoos, mehr als bezweifelt. Da schaut es schon sehr nach Lotteriespiel aus. Wenn man Glück hat ist vielleicht an einer Stelle links der Isar die Wasserqualität gut, aber wie schaut es in 5 oder 10 Jahren aus. Auch bezweifelt wird der, dass das geplante Ersatzfließgewässer und die Lage am bzw. in europäischen Schutz- gebietstypen einen solchen positiven Einfluß auf die Wasserqualität haben, dass aus einem Flachbrunnen auf der linken Seite der Isar ein gesicherte gemeindliche Wasser- versorgung aufgebaut werden kann. Zu bedenken ist auch, dass auch eine teuere Leitung unter der Isar hindurch zum bestehenden Brunnenhaus auf dem Flurstück Nr. 151 gebaut werden muss. Was ist, wenn dann trotz der mantraartig vorgetragenen positiven Einflüsse links der Isar sich nicht bewahrheiten und der Brunnen doch kein als Trinkwasser aufbereitungsfähiges Wasser liefert. Wie soll man den Bürgerinnen und Bürgern dann erklären, die Inventionen für einen Flachbrunnen waren hinausgeworfenes Geld. Es ist immer sehr einfach, gut gemeinte Ratschläge zu erteilen, wenn man später nicht die Verantwortung zu tragen hat.

Zu erwähnen sind auch noch die notwendigen Wasserschutzgebiete. Links der Isar ist ein laut der Alternativprüfung ein Wasserschutzgebiet von 200 Hektar, wobei hier vor allem die europäischen Schutzgebiete und Waldstücke betroffen sind, aber es sind auch Acker- flächen in erheblichen Maße enthalten , deren Eigentümer entsprechend zu entschädigen sind. Bei einem Flachbrunnen rechts der Isar würde das Schutzgebiet sogar 220 ha umfassen. ‚Es würde das ganze Siedlungsgebiet des Hauptortes Oberpöring enthalten sein und darüber hinaus auch wieder sehr viele Ackergrundstück. Wir möchten hinsichtlich der Ausweisung von Schutzgebieten auf die Ausführungen in der Alternativprüfung Nr. P161007 der Firma GeoPlan vom 9.7.2019 verweisen:

Wie am Beginn des Kapitels bereits erwähnt, stellt der Neubau eines Quartärbrunnens keine Alternative für die Gemeinde dar. Dies resultiert vor allem aus den Schwierigkeiten bei der Ausweisung eines neuen Wasserschutzgebietes. Das Wasserschutzgebiet für einen Quartärbrunnen wird durch die geringere Überdeckung wesentlich größer als bei einem Tertiärbrunnen. Im Bereich rechts der Isar würde ein Wasser- schutzgebiet überwiegend landwirtschaftliche Flächen beinhalten, die in diesem Bereich als sehr ertragreich und damit wertvoll anzusehen sind. Ein Erwerb der Flächen für die Zone I des WSG ist damit als schwierig zu bewerten. Die Flächen in der Schutzgebietszone II können nur mit Einschränkungen weiter bewirtschaftet werden. Dadurch ist eine Entschädigung an die Eigentümer zu zahlen.

Die mögliche Fläche für ein Wasserschutzgebiet für einen Brunnen links der Isar liegt im Bereich des Heiligenholzes. Dort befinden sich auch ein FFH, Landschaftsschutzgebiet, Vogelschutzgebiet und ein geplantes Ersatzfließgewässer, die eine Ausweisung schwierig machen (siehe Anlage 5.2).
Zum Wasserschutzgebiet sei noch anzumerken, dass die ursprüngliche Fläche, wie sie im Juli 2017 angenommen wurde, nicht ausreichend ist. Nach Rücksprache mit dem Wasserwirtschaftsamt muss die Fläche wahrscheinlich vergrößert werden, was wiederum zu höheren Kosten führt. Ebenfalls mit höheren Kosten ist bei der nötigen Wasseraufbereitung des Quartär zu rechnen.

Bei beiden Brunnenstandorten wurden bei den Wasseruntersuchungen erhöhte Werte beim Parameter Mangan festgestellt. Beim Standort links der Isar sind außerdem noch Eisen, Trübung und der TOC-Gehalt erhöht. Bei einer Wasserversorgung aus dem Quartär müsste eine neue Aufbereitungsanlage installiert werden, die die Trinkwasserqualität sichert. Unsicher ist auch der Einfluss von Düngemittel auf das Grundwasser, da nur eine sehr geringe Grundwasserüberdeckung vorliegt.

Sollte es in Zukunft vermehrt zu anhaltenden Trockenperioden kommen, kann durch die geringe Grundwasserüberdeckung und –mächtigkeit ein Engpass bei der Trinkwasserversorgung entstehen. Aus den oben genannten Gründen stellt ein Quartärbrunnen keine Alternative dar.

Die Stellungnahme des WWA, Deggendorf ( staatlicher Sachverständiger) hinsichtlich der Alternativprüfung ist sehr vage gehalten und enthält wenig konkretes.
Unter anderem heißt es in der Stellungnahme:
... Allerdings müsste das Wasser aufbereitet werden. Auf der linken Isarseite aus Gründen, die naturgegeben sind, auf der rechten Seite infolge des Eintrags durch intensive landwirtschaftliche Nutzung. Die entsprechende Aufbereitung, das heißt die Entfernung der vorgefunden unerwünschten Stoffe, wird in anderen Wasserwerken seit langem praktiziert.

Dies ist ein allgemeiner Hinweis, dass es in der heutigen Wasseraufbereitung Techniken und Verfahren gibt, die es ermöglichen, unerwünschte Stoffe aus dem Wasser zu eliminieren. Das stellen wir auch nicht in Zweifel, dass es solche Anlagen gibt.Von einem staatlichen Sachverständigen hätten wir uns schon mehr Details erwartet, zumindest Aussagen über die Kostensituation. Wenn ich 1 Million mTrinkwasser aufbereite kann sich eine solche Anlage sicherlich rechnen, ganz anderes schaut es aber aus, wenn ich, wie in Oberpöring nur 55.000 mTrinkwasser aufbereite. Da kommt man hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit schnell an die Grenze des zumutbaren.

Auch hinsichtlich der Umsetzbarkeit der benötigten Wasserschutzgebiete wird für die linken Seite auf die nicht bewiesenen Synergieeffekte mit den Schutzgebieten verwiesen. Für ein mögliches Schutzgebiet auf der rechten Isarseite wird nur vage auf die viehlose Landwirtschaft in unserem Gebiet abgehoben.

Als Fazit ziehen wir den Schluss, das der Bau eines Flachbrunnen mit Wasser- aufbereitung sowohl auf der rechten wie auf der linken Seite viele Unwägbarkeiten enthält, ob die erforderliche Trinkwasserqualität über mehrer Jahrzehnte sicher- gestellt werden kann. Wie Erfahrungen mit Grundstücksabtretung bzw. Dienstbar- keiten in unserem Gebiet zeigen, ist es auch eher unwahrscheinlich, dass man die für das Schutzgebiet erforderlichen Flächen erwerben kann bzw. die Zustimmung der Grundstückseigentümer für die Ausweisung der Schutzgebiete bekommt.

 

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